Nach Tetleys Rücktritt im Jahr 1976 übernahm die Erste Solistin und Muse Crankos Marcia Haydée (geb. 1937) die Direktion des Stuttgarter Balletts. Haydée weitete das Repertoire der Compagnie beträchtlich mit Werken von Hans van Manen und Maurice Béjart aus. Wie seinerzeit Cranko bemühte auch sie sich intensiv um die Förderung des choreographischen Nachwuchses. William Forsythe kam 1973 als Tänzer nach Stuttgart, widmete sich im Rahmen der Noverre-Gesellschaft dem Choreographieren und wurde drei Jahre später von Haydée zum Hauschoreographen ernannt. Anschließend prägte der in New York geborene Forsythe die Ballettwelt mit seiner revolutionären Tanzsprache, die das Vokabular des klassischen Balletts weiterentwickelte und bis dato gültige Verständnisse von Tanz sprengte. Zu den vielversprechendsten choreographischen Talenten gehörte ebenso Uwe Scholz (1958-2004), den Haydée 1980 zum Hauschoreographen ernannte und der nach seinem Weggang von Stuttgart zunächst Ballettchef in Zürich, danach in Leipzig wurde. John Neumeier, inzwischen Ballettdirektor in Hamburg, strebte als Choreograph auf den Spuren Crankos nach einer Weiterentwicklung der Gattung des Handlungsballetts. Mit Haydée fand er eine Tänzerin von Weltformat im Zenit ihrer darstellerischen Möglichkeiten vor: für sie kreierte er in Stuttgart 1978 Die Kameliendame und 1983 Endstation Sehnsucht. Als Choreographin gelang Haydée selbst 1987 mit ihrer Inszenierung von Dornröschen ein großartiger Erfolg. Nach 35 Jahren Bühnenkarriere und 20 Jahren als Direktorin verabschiedete sich Haydée 1996 vom Stuttgarter Ballett.