Geschichte
Von reiner Ballettvermittlung zur ersten internationalen Plattform für Choreographennachwuchs – in über sechzig Jahren hat das heutige Projekt Noverre: Junge Choreographen sich nicht nur rasant entwickelt, sondern maßgeblich die europäische Tanzszene beeinflusst.
Stuttgart 1958. Nur wenige Jahre bevor John Cranko zum Ballettdirektor nach Stuttgart berufen wird, gründet Fritz Höver die Noverre-Gesellschaft, die „Freunde des Balletts“, um das bis dahin eher stiefschwesterlich neben der Oper existierende Ballett dem Stuttgarter Publikum näherzubringen. Er initiiert Ballettgespräche vor den Vorstellungen, erklärt Tanztechnik und Stückinhalte – um Interesse beim Publikum zu wecken. Als John Cranko 1961 in Stuttgart ankommt, springt der Funke zwischen ihm und Höver gleich über: zu zweit rufen sie den Vorläufer der heutigen Junge Choreographen-Abende ins Leben, zunächst als Matinee bestehend aus vier Uraufführungen von Mitgliedern der Compagnie, zwischen denen Cranko selbst „Die Anatomie des Tänzers“ erklärt. „Cranko, die jungen Choreographen, vor allem das Publikum waren der Noverre-Gesellschaft herzlich dankbar und gingen überzeugt nach Hause, dass das Ballett, die arme Schwester unter den Künsten, die oftmals totgesagte, noch lange nicht stirbt“, so das Resümee der Stuttgarter Zeitung.
Im Laufe der Jahrzehnte wachsen nicht nur Interesse und Beliebtheit an den Jungen Choreographen-Matineen und Abenden, die Plattform entwickelt sich vielmehr zur Talentschmiede. Große Namen haben hier ihre ersten choreographischen Schritte gemacht, von John Neumeier über Jiří Kylián und William Forsythe bis hin zu Uwe Scholz, Christian Spuck, Marco Goecke und Demis Volpi. Und auch viele ehemalige wie heutige BallettdirektorInnen können auf Anfänge bei Noverre zurückblicken, darunter Pina Bausch, Bridget Breiner, Ivan Cavallari und Eric Gauthier. Von Stuttgart aus prägen die Früchte der Noverre-Gesellschaft so nicht nur Compagnien weltweit, sondern vielmehr die internationale Tanzszene.
Im Mai 2018, rund sechzig Jahre nach der Gründung, beschlossen die Mitglieder der Noverre-Gesellschaft mehrheitlich die Auflösung des Vereins, nachdem sich zunächst kein Nachfolge für die Vereinsführung finden konnte. Umso erfreulicher, dass die Liquidation des Vereins dennoch nicht das Ende von den Jungen Choreographen bedeutet – mit der Spielzeit 2018/19 hat das Projekt nach Einsatz von Ballettintendant Tamas Detrich ein neues Zuhause beim Stuttgarter Ballett gefunden, wo es unter dem Titel Noverre: Junge Choreographen und unter der Leitung von Sonia Santiago fortgeführt wird.
Stuttgart 1958. Nur wenige Jahre bevor John Cranko zum Ballettdirektor nach Stuttgart berufen wird, gründet Fritz Höver die Noverre-Gesellschaft, die „Freunde des Balletts“, um das bis dahin eher stiefschwesterlich neben der Oper existierende Ballett dem Stuttgarter Publikum näherzubringen. Er initiiert Ballettgespräche vor den Vorstellungen, erklärt Tanztechnik und Stückinhalte – um Interesse beim Publikum zu wecken. Als John Cranko 1961 in Stuttgart ankommt, springt der Funke zwischen ihm und Höver gleich über: zu zweit rufen sie den Vorläufer der heutigen Junge Choreographen-Abende ins Leben, zunächst als Matinee bestehend aus vier Uraufführungen von Mitgliedern der Compagnie, zwischen denen Cranko selbst „Die Anatomie des Tänzers“ erklärt. „Cranko, die jungen Choreographen, vor allem das Publikum waren der Noverre-Gesellschaft herzlich dankbar und gingen überzeugt nach Hause, dass das Ballett, die arme Schwester unter den Künsten, die oftmals totgesagte, noch lange nicht stirbt“, so das Resümee der Stuttgarter Zeitung.
Im Laufe der Jahrzehnte wachsen nicht nur Interesse und Beliebtheit an den Jungen Choreographen-Matineen und Abenden, die Plattform entwickelt sich vielmehr zur Talentschmiede. Große Namen haben hier ihre ersten choreographischen Schritte gemacht, von John Neumeier über Jiří Kylián und William Forsythe bis hin zu Uwe Scholz, Christian Spuck, Marco Goecke und Demis Volpi. Und auch viele ehemalige wie heutige BallettdirektorInnen können auf Anfänge bei Noverre zurückblicken, darunter Pina Bausch, Bridget Breiner, Ivan Cavallari und Eric Gauthier. Von Stuttgart aus prägen die Früchte der Noverre-Gesellschaft so nicht nur Compagnien weltweit, sondern vielmehr die internationale Tanzszene.
Im Mai 2018, rund sechzig Jahre nach der Gründung, beschlossen die Mitglieder der Noverre-Gesellschaft mehrheitlich die Auflösung des Vereins, nachdem sich zunächst kein Nachfolge für die Vereinsführung finden konnte. Umso erfreulicher, dass die Liquidation des Vereins dennoch nicht das Ende von den Jungen Choreographen bedeutet – mit der Spielzeit 2018/19 hat das Projekt nach Einsatz von Ballettintendant Tamas Detrich ein neues Zuhause beim Stuttgarter Ballett gefunden, wo es unter dem Titel Noverre: Junge Choreographen und unter der Leitung von Sonia Santiago fortgeführt wird.
Sonia Santiago über die Noverre-Geschichte
Teil des Livestreams NOVERRE: JUNGE CHOREOGRAPHEN 2021