Schwanensee

Ballett von John Cranko

Schwanensee

Ballett von John Cranko
Choreographie und Inszenierung
John Cranko, frei nach traditionellen Fassungen
Musik
Peter Tschaikowsky
Bühnenbild und Kostüme
Jürgen Rose
Premiere beim Stuttgarter Ballett
14. November 1963
Erstaufführung der Neufassung
22. Dezember 1972, Stuttgarter Ballett
Musikalische Leitung
Mikhail Agrest; Staatsorchester Stuttgart
Odette / Odile
Elisa Badenes
Prinz Siegfried
Henrik Erikson
Dauer
I. + II. Akt: 70 Minuten
Pause: ca. 30 Minuten
III. Akt: 35 Minuten
Pause: ca. 20 Minuten
IV. Akt: 20 Minuten
Zum Verwechseln ähnlich… Prinz Siegfried verliebt sich in die schöne Odette, verwechselt dann aber seine Geliebte mit der reizenden Odile. Geblendet von Odiles Verführungskünsten macht er einen fatalen Fehler: Er bricht seinen Treueschwur und verdammt Odette dazu, weiterhin im Körper eines Schwans gefangen zu bleiben.

Was Hamlet für das Theater, ist Schwanensee für das klassische Ballett. Weltweit begeistert das Ballett-Märchen um die verwunschenen Schwanenfrauen zu Tschaikowskys spätromantischer Komposition sowohl eingefleischte Fans als auch Neulinge und darf in keinem Ballettrepertoire fehlen. Auch John Cranko kreierte eine eigene Version von Schwanensee – die als wegweisend für die weitere Inszenierungsgeschichte des Stoffes galt.

Aus der bis dahin eindimensionalen Rolle des Prinzen formte Cranko einen sehr menschlichen, ja fehlerhaften Siegfried. Erdrückt von den gesellschaftlichen Erwartungen an einen zukünftigen König reißt er am Vorabend seines 18. Geburtstages von zu Hause aus. Es verschlägt ihn an den titelgebenden Schwanensee, wo er auf eine Gruppe Frauen, darunter auch die Prinzessin Odette, trifft. Diese wurden vom Zauberer Rotbart in Schwäne verwandelt. Nur eine bedingungslose Liebe kann sie retten. Siegfried schwört ihr seine Treue, aber am nächsten Tag erscheint Rotbart auf den Feierlichkeiten zu Siegfrieds Geburtstag und mit ihm die wunderschöne Odile, die Odette bis aufs Haar gleicht. Die böse Täuschung gelingt; Siegfried fällt auf die List herein. Und so bleibt am Ende nicht nur Odette weiter als Schwan in der Gewalt des Zauberers, sondern auch Siegfried verliert nach einem letzten Wiedersehen mit ihr sein Leben in den Wellen des Sees.

Handlung

I. Akt
In der Nähe des Schlosses

Prinz Siegfried feiert am Abend mit seinen Freunden an einem abgelegenen Ort weitab vom Schloss. Auch der weinselige alte Hofmeister, die Diener und junge Mädchen sind dabei. Ausgelassener als sonst wird getanzt und getrunken – zum letzten Mal, denn schon am kommenden Tag, dem Tag seiner Volljährigkeit, muss Prinz Siegfried eine der vielen sorgfältig ausgesuchten Prinzessinnen zur Frau wählen und seine Pflichten als König auf sich nehmen. Siegfried aber hasst die dumpfe Formalität des Hofes, er ist jung und romantisch und glücklicher mit seinen Freunden. Da entdeckt seine Mutter, die Regentin, Siegfrieds Aufenthalt. Verärgert über ihren Sohn, weist sie ihn darauf hin, dass dieses unangemessene Verhalten aufhören muss. Siegfried wird wütend und macht ihr Vorwürfe, weil sie sich in seinen letzten Tag der Freiheit einmischt. Er will ihren Wünschen entsprechen, jedoch nicht an diesem Abend. Die Königin zieht sich zurück.

Siegfrieds Laune ist verdorben. Er kann seine Melancholie über das Leben, das ihn erwartet, nicht länger verheimlichen. Er sieht einen Schwarm wilder Schwäne fern am Himmel fliegen. Sie erscheinen Siegfried wie ein seltsames Omen. Er folgt ihnen in den Wald. Beunruhigt eilen ihm einige seiner Gefährten nach. Es soll ihm kein Leid zustoßen.

II. Akt
Am Seeufer

Die wilden Schwäne gleiten über den See. Sie werden angeführt von Odette, einer verzauberten Prinzessin. Auch die anderen Schwäne sind verzauberte Mädchen in der Gewalt des bösen Zauberers Rotbart. Nur zwischen Mitternacht und Morgendämmerung dürfen sie in ihre wahre Gestalt zurückkehren.

Siegfried entdeckt Odette, und sie verlieben sich. Odette sagt Siegfried, dass, wenn seine Liebe rein und unveränderlich sei, Rotbarts Bann gebrochen werden könne und er sie befreien könne. Siegfried, verzaubert durch Odettes Anmut und Schönheit, schwört, ihr für immer treu zu sein.
III. Akt
Im Thronsaal des Schlosses

Die Adligen des Landes haben sich zu den Feierlichkeiten im Schloss versammelt, um Zeuge zu sein an Siegfrieds Tag der Volljährigkeit, bei seiner Hochzeit und seiner Krönung.

Aus den entferntesten Ländern sind die Prinzessinnen angereist. Mit Widerwillen betrachtet Siegfried all den Pomp und die Zeremonien. Weder die Prinzessin aus Polen noch die Prinzessinnen aus Spanien, Russland und Neapel, können sein Herz gewinnen. Er ist verliebt in das wilde, hochfliegende Bild von Odette.

Plötzlich betritt ein Unbekannter mit seiner Tochter den Saal. In Wirklichkeit ist es Rotbart und seine „Tochter“ ist ein böser Dämon in Frauengestalt, genannt Odile. Sie gleicht Odette bis aufs Haar. Siegfried, der sie für seine Geliebte hält, schwört, sie zu heiraten – und erliegt einem tragischen Irrtum. Als sie beide niederknien, um gesegnet zu werden, erschallt im Palast dröhnendes Hohngelächter. Odile verschwindet. Rotbart triumphiert. Siegfried hat seine Liebe verraten.

IV. Akt
Am Seeufer

Verzweifelt eilt Siegfried zum See, um Odette zu finden. Rotbart erlaubt ihnen, sich noch einmal zu sehen, bevor er Odette mit sich nimmt. Er lässt den See über die Ufer treten und Siegfried ertrinkt in den Wellen.

Am nächsten Morgen liegt Siegfrieds Leichnam am Seeufer. Eine Gruppe wilder Schwäne gleitet über den See, darunter auch Odette. Sie muss weiter auf einen treuen und unbestechlichen Prinzen warten, sonst ist sie auf immer dazu verdammt, ein Schwan zu bleiben.

Weitere Stücke in dieser Spielzeit

Der Nussknacker

Ballett von Edward Clug nach E.T.A. Hoffmann

Romeo und Julia

Ballett von John Cranko nach William Shakespeare